Reisen in islamische Länder

Auf Reisen in islamische Länder gilt es, ein paar Regeln zu beachten, um die islamische Kultur und die Menschen zu respektieren Urlaubsziele, in welchen die islamische Religion und Kultur beheimatet ist, erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Länder, in denen der islamische Glaube vorherrscht, bestechen nicht nur durch ihre geschichtsträchtigen Städte, Landschaften und Traditionen, sondern vor allem durch gelebte und herzliche Gastfreundschaft. Bei Reisen in islamische Länder sollte es im Gegenzug selbstverständlich sein, dass Du Dich über Sitten, Gebräuche und Regeln in Deinem Gastland informierst, Dich dementsprechend verhältst und den Menschen dieser faszinierenden, aber fremden Kultur Deinen Respekt zollst.

Wenn verschiedene Glaubensrichtungen aufeinandertreffen, ist dies nicht immer einfach, aber wer den Menschen dort respektvoll und aufmerksam begegnet, wird mit Offenheit und Herzlichkeit belohnt. Mangelnde Information und Blauäugigkeit kann schnell zu Irritationen bis hin zu massiven Konflikten führen. Deshalb haben wir in diesem Artikel einige Fakten und nützliche Tipps zusammengestellt, welche Du beachten solltest, wenn Du Dich für eine Reise in ein islamisches Land entschieden hast:

 

Welches sind die beliebtesten islamischen Reiseziele?

Zu den beliebtesten islamischen Reisezielen zählen die Türkei, Ägypten, Marokko und Tunesien Fast ein Viertel der Weltbevölkerung folgt der islamischen Religion, die dem Propheten Mohammed offenbart wurde und anschließend in den Koran übertragen wurde. Viele dieser Länder sind seit Jahrzehnten beliebte Urlaubsziele – auch für christliche Mitteleuropäer. Neben idealen klimatischen Bedingungen, den einzigartigen Kulturstätten und Traditionsreichtum sind es auch die gastfreundlichen Menschen, die Ihre Türen gerne für Reisende öffnen, sodass Millionen Deutsche diese Reisedomizile schätzen und lieben.

Die wichtigsten Urlaubsziele islamischer Prägung im Überblick:

Die derzeit beliebtesten islamischen Urlaubsländer sind die Türkei und Ägypten, dicht gefolgt von Marokko und Tunesien.

Zunehmend begehrt – besonders im hochpreisigen Niveau – werden die Vereinigten Arabischen Emirate (insbesondere Dubai und Abu Dhabi), der Oman und Jordanien.

Geheimtipps für Reiseziele mit überwiegend islamischer Prägung sind aber auch die Länder Indonesien, inklusive der berühmten Badeinsel Bali, Malaysia und die Malediven. Staaten wie Indien, China und Thailand sind nur in einzelnen Gegenden vom Islam geprägt.

Betrachtet man Reiseziele innerhalb Europas, so sind Albanien, Bosnien und Herzegowina, der Kosovo und Mazedonien teilweise islamisch orientiert.

 

Exkurs: Wichtige Begriffsdefinitionen

Wenn wir in Länder mit islamischem Glauben verreisen, wissen wir, dass es sich um eine uns fremde Religion handelt. Die wenigsten von uns haben sich aber näher damit beschäftigt. Die Medien sind voll von Berichterstattungen aus diesen Staaten. Doch weißt Du wirklich, was Begriffe wie muslimisch oder islamisch bedeuten? Was ist der Unterschied? Wir versuchen, diese Bildungslücke zu schließen:

Menschen, die an die Religion des Islam glauben, werden als „Muslime“ bezeichnet. Eine weibliche Anhängerin der islamischen Religion kann auf Deutsch als Muslimin bezeichnet werden. Muslimische Frauen in Deutschland nennen sich selbst lieber Muslima (Plural Muslimas).

Unterschied Islam und Muslim

  • Abgesehen vom sprachlichen Divergenzen existieren wenige Unterschiede zwischen Islam und Muslim. Beide Wörter beschreiben die Religion, welche dem Propheten Mohammed offenbart wurde.
  • Beide Begriffe haben den gleichen Ursprung im arabischen Verb „slm“. Der Islam ist der Akt der Unterwerfung unter den Willen Gottes, während ein Muslim eine Person ist, die an dem Akt der Unterwerfung teilnimmt.

Grammatikalisch betrachtet und korrekt verwendet, bezieht sich das Wort „Islam“ nur auf die Religion oder Rituale, die im Glauben an diese Religion begangen werden, aber nicht auf eine Person, welche diese Religion praktiziert. Der Begriff „Muslim“ bzw. muslimisch“ hingegen wird verwendet, um Personen des islamischen Glaubens zu beschreiben, nicht aber den Glauben selbst.

Beispiel:

  • „Islamische Kirche“ oder „Islamische Kultur“ ist ein korrekter Ausdruck, „Islamischer Student“ jedoch nicht.
  • Der Satz: „Die Religion der Muslime ist interessant“ ist korrekt, die Bezeichnung „muslimische Religion“ jedoch nicht. Richtig ist hier „islamische Religion“.

Eine harte Abgrenzung der beiden Begriffe „Muslim“ und „Islam“ ist der Begriff „Islamist“ bzw. „Islamismus“. Im Unterschied zu Muslimen und Musliminnen sieht ein Islamist den Islam nicht als spirituelle und religiöse Leitlinie, sondern er setzt den Islam für politische Zwecke ein – nicht selten gepaart mit extremistischen bis hin zu terroristischen Ideen und Taten.

 

Respect first – worauf muss ich als Tourist Rücksicht nehmen?

Als Tourist in islamischen Ländern gilt es, der Religion und den Menschen Respekt zu zollen Die Religion des Islam nimmt in den meisten Reiseländern – im Gegensatz zum Christentum – einen wesentlich größeren Raum in der Alltagsgestaltung und dem gesellschaftlichen Leben ein. Gastfreundschaft wird großgeschrieben, die Menschen teilen gerne und lassen – für europäische Verhältnisse – viel Nähe zu, auch zu Gästen anderer Religionen. Bist Du in diesen Ländern unterwegs, sollte es im Gegenzug aus Respekt selbstverständlich sein, Dich über die herrschenden Normen und Regeln schlauzumachen, um nicht unangenehm aufzufallen oder sogar in Schwierigkeiten zu geraten. Hier einige Eckpunkte:

 

Kleidung in islamischen Ländern:

Wenn Du am Reiseziel unterwegs bist, solltest Du Knie und Schultern immer bedeckt halten – das gilt für Männer und Frauen. Übertreiben musst Du es nicht, indem Du z.B. landestypische Kleidung trägst. Dies kann als respektlos gegenüber der Religion gewertet werden.

Bademode: An Hotelstränden, in Hotelpools und auch an öffentlichen Stränden ist das Tragen von Bikinis gar kein Problem – dieser sollte allerdings nicht allzu knapp geschnitten sein. Oben-ohne und vor allem FKK sind strikt verboten. Die Badekleidung solltest Du ausschließlich am Strand oder am Hotelpool tragen, nicht in Restaurants oder auf der Straße. Dies gilt auch für Männer. Abseits der Touristenmetropolen, z. B. wenn Du auf eigene Faust in entlegenen Dörfern unterwegs bist, solltest Du knappe Kleidung vermeiden.

Respektvoll gekleidet in die Moschee: Moscheen sind im Islam heilige Orte. Eine Moschee darf von Touristen nur außerhalb der Gebetszeit betreten werden. Beim Besuch einer Moschee musst Du unbedingt die strengen Kleidervorschriften einhalten. Die Kleidung muss den Körper bedecken, das bedeutet lange Hosen oder Röcke und langärmlige Oberteile. Vermeide als Frau durchscheinende Hosen oder Röcke. Die Moscheen dürfen nur ohne Schuhe betreten werden.

Kopftuch für Frauen: Ob Du als Touristin ein Kopftuch tragen musst, hängt vom Reiseziel ab. In den Touristenmetropolen der meisten islamischen Länder ist es im Reisealltag nicht notwendig – außer in religiösen Stätten. Trotzdem solltest Du immer ein Kopftuch dabeihaben. Einige Länder hingegen sind weniger tolerant – so ist es z. B. bei Iranreisen Vorschrift, sofort nach der Landung beim Betreten des iranischen Bodens den Kopf zu verschleiern.

 

Verhalten in der Öffentlichkeit

Kein Schmusekurs: Bist Du als Pärchen unterwegs, sollten Du und Deine Partnerin mit dem Austausch von Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit sehr vorsichtig sein. Schon das bei uns schon unter Teenies übliche Händchenhalten kann in islamischen Ländern als anstößig empfunden werden.

Begrüßung: Händeschütteln bei der Begrüßung ist inzwischen auch in den islamischen Staaten gesellschaftsfähig. Willst Du auf Nummer sicher gehen, dann warte, bis Dein Gegenüber Dir seine Hand entgegenstreckt. Freundliches Schulterklopfen oder gar Umarmungen oder Wangenkuss solltest Du unbedingt vermeiden, dies gilt als respektlos. Kinder über den Kopf oder das Gesicht zu streicheln ist ebenfalls unhöflich.

Augenkontakt: Versuche, als Mann längere Augenkontakte zu vermeiden – besonders bei Frauen! Dies wird sofort als anzüglich und unhöflich gewertet und kann Dir großen Ärger einbringen.

Kommunikation: Muslimische Menschen sind äußerst kontaktfreudig und sehr gesprächig. Vermeide es, mit Einheimischen über Politik und Religion zu sprechen. Schnell führt dies zu unschönen Diskussionen oder – bedingt durch die Sprachbarriere – zu Missverständnissen.

In Wohnungen einheimischer Muslime solltest Du immer Deine Schuhe ausziehen. Das Hochlegen von Füssen ist ein absolutes No-Go, denn es gilt als abwertend, jemand anderem seine Fußsohlen zu zeigen.

 

Essen und Trinken

Tischmanieren: Das Händewaschen vor und nach dem Essen sollte selbstverständlich sein. Zum Essen und Trinken darfst Du ausschließlich die rechte Hand benutzen, die linke gilt als unrein.

Besteck: Beim traditionellen islamischen Essen gibt es kein Besteck. Das Fladenbrot, welches traditionell zu jeder Mahlzeit gereicht wird, dient – in kleine Stücke gerissen – als eine Art Löffelersatz.

Kommunikation: Im Gegensatz zu uns in Mitteleuropa ist das gemeinsame Essen nicht gleichzeitig eine Plattform der Kommunikation und Small Talk. So gesprächig die Muslime auch sind – während des Essens gebietet der Anstand, dass währenddessen geschwiegen wird.

Alkohol ist in der islamischen Religion verboten. Trotzdem erhältst Du in den Touristenmetropolen in einigen Hotels und Restaurants alkoholische Getränke. Diese Unternehmen benötigen hierfür eine spezielle Ausschanklizenz. Trinken in der Öffentlichkeit ist untersagt, betrunken herumzulaufen gilt als Straftat.

 

Fotos und Videos

Strenge Vorgaben: Islamische Länder haben strenge Regeln bezüglich der Dokumentation der Reise per Fotos oder Videos. An sogenannten „restricted areas“ ist das Filmen und Fotografieren strengstens untersagt. Hierzu gehören u. a. Flughäfen, Regierungsgebäude, militärischen Einrichtungen, Moscheen oder Herrscherpaläste.

Keine Porträts: Grundsätzlich solltest Du vorsichtig sein beim Fotografieren von Personen. Aufnahmen von Polizisten und Soldaten sind strafbar, das Ablichten von einheimischen Frauen gilt als respektlos. Aber auch wenn Du männliche Zivilisten fotografierst, hole Dir vorher unbedingt das mündliche Einverständnis ein.

 

Sonstiges

Bettelnde Menschen prägen das Straßenbild besonders der ärmeren islamischen Länder. Wichtige Info: Das Verteilen mildtätiger Gaben sind Teil der Religion und gehören zu den fünf Säulen des Islam. Die Entrichtung von „Zakat“, einer Pflichtspende, wird von jedem Muslim erwartet. Auch für Touristen gelten Spenden als ehrenhaft und sind ein Gebot des Respekts. Selbst wenn Bettler teilweise ungewohnt forsch auftreten – behandle sie mit Respekt. Eine kleine Gabe offensichtlich armer Menschen z. B. vor Moscheen wird Dir hoch angerechnet.

Feilschen: Das Handeln und Feilschen gehören beim Einkauf in Basaren und Märkten zum Einkaufsritual dazu. Für uns als Europäer ist dies eher ungewöhnlich, aber Du solltest es Dir angewöhnen, um nicht über den Tisch gezogen zu werden. Häufig werden bei Touristen die Anfangsgebote höher angesetzt. Versuche hart, aber fair zu handeln – mit etwas Erfahrung kannst Du im Laufe der Zeit abschätzen, wie weit Du gehen kannst. Für Kaufhäuser und Supermärkte gilt dies nicht. Dort sind die Waren mit Fixpreisen ausgezeichnet.

Thema Politik und Sicherheit – wie gefährlich sind Reisen in islamische Länder?

Vor Reisen in islamische Länder ist es immer ratsam, sich über die aktuell herrschenden Sicherheitsbedingungen zu informieren Seit den Ereignissen am 11. September 2001 haben die terroristischen Machenschaften extremer Islamisten leider auch im Bereich des Tourismus ihre Spuren hinterlassen – auf Kosten der friedlichen und gastfreundlichen Bevölkerung dieser Länder und der Touristen. Die Angst, in islamische Länder zu reisen ist immer noch sehr groß. Trotzdem ist es falsch zu pauschalieren, denn die meisten islamischen Länder sind tatsächlich auch heutzutage sichere Reiseziele:

Aktuelle und zuverlässige Informationen über die Sicherheit von Touristen in dem Reiseland Deiner Wahl erhältst Du auf den Seiten des Auswärtigen Amtes oder direkt bei der deutschen Botschaft vor Ort. Wird eine Reisewarnung ausgesprochen, solltest Du von einer Reise absehen.

In vielen islamischen Staaten gilt die Gefahrenlage nur für einige Regionen, während in anderen Gebieten Reisen – speziell in touristischen Metropolen – unbedenklich realisierbar sind.

Die Welt dreht sich schnell, die Länder mit aktuell bestehender Gefahrenlage wechseln von Jahr zu Jahr. So war z. B. Ägypten jahrelang im Visier islamistischer Anschläge. Inzwischen ist ein sicheres Reisen wieder möglich. Bleib flexibel und tagespolitisch am Ball, auch wenn es schwer ist, einen „Riecher“ dafür zu entwickeln, wie sich die politische Lage entwickelt.

Fakt: Trotz des derzeitigen politischen Weltgeschehens sind viele islamische Länder sicher für Touristen. Das größere Problem stellt derzeit die Pandemie dar – und dies religionsübergreifend.

 

Als Frau alleine reisen in islamische Länder

Als alleinreisende Frau in islamischen Ländern sollten gewisse Regeln beachtet werden Bereist Du als Frau allein ein islamisches Land, so musst Du Dich besonders an die vorherrschenden Regeln halten. Vorab: Es gibt inzwischen eine sehr große Bandbreite innerhalb der islamischen Welt, bezüglich Offenheit und Toleranz gegenüber allein reisenden Frauen. Aus diesem Grund können wir an dieser Stelle keine allgemeingültigen Aussagen tätigen, trotzdem einige Informationen:

Kleidung: Die islamische Kleiderordnung „Hijab“ bedeutet für Frauen: In der Öffentlichkeit müssen alle Körperteile außer Hände, Füße und Gesicht bedeckt sein. In konservativen Ländern wie z. B. Iran solltest Du Dich auch als Touristin daran halten, in vielen anderen Ländern wird dies lockerer betrachtet. Doch selbst in modernen Touristenzentren, an denen Du selbst ohne Kopftuch unterwegs sein kannst, solltest Du darauf achten, nicht zu provozieren und zu kurze Röcke oder durchsichtige Kleidung vermeiden.

Verhalten: Inwiefern Du sicher als Frau allein unterwegs sein kannst, hängt immer vom jeweiligen Land ab. Hier gibt es große Unterschiede – auch unabhängig von den Regeln des Islam. Achte darauf, dich möglichst nicht allein in unübersichtlichen Basaren aufzuhalten, oder Dich nach Anbruch der Dunkelheit in unbekannte und abgelegene Gegenden zu begeben. Sei vorsichtig im Ansprechen Fremder, besonders bei Männern. In vielen islamischen Ländern gilt dies als unsittlich.

Autofahren ist in einigen islamischen Staaten immer noch reine Männersache. Aber auch in Ländern, in denen das Autofahren den Frauen offiziell erlaubt ist, wird es vielerorts noch kritisch beäugt. Bist Du in einem Mietwagen unterwegs, musst Du damit rechnen, dass Du als autofahrende Frau Pöbeleien oder aggressivem Verhalten einheimischer Verkehrsteilnehmer ausgesetzt bist.

Wichtig:
Um auf der sicheren Seite zu sein, was Dich als allein reisende Frau genau erwartet, recherchiere vorher spezifisch die Sitten und Regeln Deines Reiseziels. Wie schon erwähnt ist die Bandbreite zwischen Tradition und Moderne innerhalb der islamischen Welt sehr groß. So ersparst Du Dir Unannehmlichkeiten und vermeidest unschöne oder gar gefährliche Situationen.

Ein sehr guter Tipp bezüglich der Situation allein reisender Frauen sind Reiseblogs. Diese persönlichen Erfahrungsberichte findest Du im Internet in großer Anzahl für jedes Reiseland dieser Welt. Klar, es sind subjektive Beiträge, aber oftmals sind diese Informationen aus erster Hand wertvollere Tippgeber als die offizielle Info-Seite irgendeines Reiseveranstalters.

 

Reisen mit Kindern in islamische Länder

Der hohe Stellenwert von Kindern in der islamischen Welt sorgt für einen unkomplizierten Urlaub Für Familien mit Kinder sind Reisen in islamische Staaten ein Paradies. Von der Kinderfreundlichkeit islamischer Länder können wir uns in Europa eine dicke Scheibe abschneiden: Kinder und Familie stellen in islamischen Gesellschaften den wichtigsten Stellenwert schlechthin dar. Je mehr Kinder Du im Schlepptau hast, desto herzlicher wirst Du bewirtet. Einige Beispiele:

Im Gegensatz zu konservativen europäischen Touristenmetropolen können sich Kinder in islamischen Ländern buchstäblich alles erlauben, geschimpft wird grundsätzlich nicht. Wenn sie vom Tisch wegrennen oder laut schreien, wirst Du in keinem Restaurant Ärger bekommen.

Häufig bekommen auch Kinder von Fremden Süßigkeiten oder kleine Geschenke zugesteckt. Möchtest Du dies nicht, so lehne es nicht kategorisch ab, sondern bedanke Dich höflich und nimm das Geschenk dezent an Dich. Angefasst und gehätschelt werden Kinder (wie z. B. in Teilen Asiens) aber nicht.

Du kannst Deine Kinder überallhin mitnehmen, z. B. spätabends ins Restaurant oder in die Spätvorstellung im Kino. Die klassische Zwangsnachtruhe bei Sonnenuntergang existiert dort nicht. Im Sommer ist es üblich, dass auch spät abends jüngere Kinder draußen spielen.

Bei der Infrastruktur musst Du allerdings Abstriche machen. In vielen Ländern wirst Du auf kinderspezifische Details wie Zustellbett, Wickeltisch in der Restauranttoilette, Kindersitze in Taxis oder Hochstühle im Restaurant vergeblich warten. In reichen islamischen Staaten – z. B. den Vereinigten Arabischen Emiraten – hat man sich allerdings inzwischen auf die Ansprüche europäischer Familien eingestellt.

Einen genauso hohen Stellenwert wie Kinderreichtum hat bei den Muslimen der Status der Ehe. Eine Familie auf der Basis einer für uns längst normalen außerehelichen Lebensgemeinschaft stößt in islamischen Ländern oft auf Unverständnis und Ablehnung. Ohne lügen zu müssen, solltest Du – falls Du in dieser Situation bist – dies nicht ausdrücklich betonen.

Info
In vielen traditionellen islamischen Reiseländern wie z. B. Oman, Dubai oder Indonesien werden in vielen Hotels auch heute noch einige Lebensbereiche von Frauen und Männern getrennt. Dies gilt vor allem für den Bade- und Wellnessbereich.

Kleine Jungen unter acht Jahren gelten allerdings nicht als „Männer“, sondern gehören zur Mutter.

Wirst Du als Touristin von einer islamischen Frau angesprochen oder zu ihr nach Hause eingeladen, so ist Dein Mann/Partner nicht automatisch mit eingeladen.

Als Mann solltest Du eine islamische Frau erst dann ansprechen, wenn sie Dir von einem Mann vorgestellt wurde.

 

Was ist speziell während Ramadan zu beachten?

Während des Fastenmonats Ramadan gelten in islamischen Ländern besondere Regeln. So darf beispielsweise erst nach Sonnenuntergang gegessen und getrunken werden Der Fastenmonat Ramadan ist für Muslime weltweit die wichtigste Jahreszeit. Das gesamte gesellschaftliche Leben läuft während diesen 29 Tagen ganz anders als sonst. Doch was hat dies für Dich als Tourist für Auswirkungen?

Info: Was bedeutet Ramadan?
Während des Zeitraums des Ramadan soll der Erzengel Gabriel dem Propheten Mohamed den Koran offenbart haben. Dies feiern Muslime, indem sie 29 Tage lang fasten.

Von Sonnenauf- bis -untergang ist Essen, Trinken und Rauchen verboten. Dazwischen darf das Fasten gebrochen werden. Der Fastenmonat dient der Besinnung. Er wird dazu genutzt, sich intensiv mit dem Koran zu beschäftigen. Gearbeitet wird in dieser Zeit in der Regel aber ganz normal.

Der Fastenmonat Ramadan verschiebt sich aufgrund des islamischen Mondkalenders gegenüber unserem Kalender jedes Jahr um etwa zehn Tage nach vorne.

 
Die für den Ramadan geltenden Regeln sind ausschließlich für Muslime gedacht. Es wird an Deinem Urlaubsdomizil niemand von Dir erwarten, dass Du Dich als Tourist danach richtest.

Achte darauf, die fastenden Einheimischen zu respektieren. Vermeide es, auf der Straße zu rauchen oder zu vespern. Dies könne als respektlos gewertet werden. Triffst Du Dich tagsüber mit Einheimischen, so biete niemandem etwas zu essen, trinken oder rauchen an.

Einige Restaurants haben tagsüber geschlossen und öffnen erst zu der Zeit des Fastenbrechens. Dafür werden aber nach Sonnenuntergang besonders üppige Menüs angeboten.

Entwickle Verständnis, wenn manche Menschen tagsüber mürrischer oder nicht so gesprächig sind als sonst, abends jedoch herrscht meist ausgelassene und ansteckend fröhliche Stimmung. Muslime sind während dieser Zeit besonders gastfreundlich.

 

Was verbirgt sich hinter dem Trend „Halal Reisen“ in islamische Länder?

Während einer Halal-Reise wird in allen Bereichen auf die islamkonforme Handhabung aller Dinge geachtet Sogenannte Halal-Reisen – das bedeutet islamkonformer Aufenthalt in muslimisch geführten Hotels – sind für Muslime die einzige Art, ihren Urlaub zu verbringen. Aber auch immer mehr Nicht-Muslime, auch viele Deutsche probieren diese Art des Urlaubs aus – ein Kontrapunkt zum Ballermann-Urlaub auf Malle sozusagen, aber auch aus vielen anderen Gründen. Hier einige Fakten:

Unter den christlichen Ländern sind die Deutschen nach England und Frankreich die drittgrößte Fraktion der Halal-Reisenden.

Die Motivation dabei ist unterschiedlich: Der Reiz und die Neugier, in eine andere Welt einzutauchen oder der Überdruss der allgegenwärtigen Partygesellschaft. Auch Randgruppen, wie z. B. trockene Alkoholiker schätzen diese Angebote, da durch das Alkoholverbot nicht ständig die Versuchung des Konsums vor Augen ist.

Viele alleinreisende Frauen verbringen ihren Urlaub in der geschützten Umgebung eines Halal-Hotels. Dort besteht durch die getrennten Bereiche keine Gefahr der Belästigung oder gieriger Blicke von Fremden.

Exkurs: Was bedeutet „halal“?

Das Wort „halal“ bedeutet übersetzt „rein“ und „erlaubt“. Es umfasst alle Dinge, welche nach dem Recht des Islam zulässig und regelkonform sind. Festgelegt sind diese in der Heiligen Schrift des Islam, dem Koran und der Sunna.

Die größte Bedeutung fällt dem Verhalten im Alltag, den Essensvorschriften und den geschlechterspezifischen Regeln zu.

Halal ist somit alles, was nicht ausdrücklich verboten ist. Verbotene und nach islamischem Gesetz unzulässige Lebensmittel werden als „haram“ bezeichnet. Dies sind beispielsweise Produkte wie Schweinefleisch oder Alkohol.

 

Wie stelle ich mir einen Halal-Urlaub in islamischen Ländern vor?

Es existieren in Halal-Hotelanlagen genau definierte Kriterien, die erfüllt werden müssen, damit der Urlaub unter die Halal-Kategorie fällt. Die wichtigsten dieser Kriterien sind:

  • Für Frauen und Männer gibt es in der Regel getrennte Strandbereiche, dies gilt auch für den Pool und Wellnessbereiche.
  • Innerhalb des Halal Hotels herrscht absolutes Alkoholverbot – auch für den Konsum mitgebrachter Getränke.
  • Die Verpflegung muss die Kriterien der lizenzierten Halal-Auszeichnung erfüllen.
  • Im Freizeitbereich gibt es gemeinsame Aufenthaltsbereiche für Familien mit Kindern. Auch die Mahlzeiten werden gemeinsam eingenommen.
  • Das Unterhaltungsprogramm und Aktivitäten sind auf die die islamische Lebensweise abgestimmt und äußerst vielfältig.
  • Orte wie Casinos, Diskotheken etc. gibt es nicht.
  • Das Programm ist vielseitig, speziell für Kinder gibt es ausreichend Programm, Spielmöglichkeiten wie Mini-Clubs, Kinderpool, Spielplätze etc. Im Gegensatz zu klassischen Hotels gibt es hier – auch in den höheren Preiskategorien – genügend Platz und Freiraum für Kinder, um sich auszutoben.
  • Einige Hotelanlagen bieten auch „Mischformen“ an, d. h. es gibt Strandbereiche, an denen Nicht-muslimische Gäste ohne Geschlechtertrennung einen Strandbereich nutzen können oder gemeinsam an einer Veranstaltung teilnehmen dürfen.

Flugreisen wurden bisher im Zusammenhang mit Halal Reisen selten angeboten. Aus diesem Grund gibt es auch kaum Halal Pauschalreisen (Flug + Hotel). Immer mehr Reiseanbieter bieten inzwischen zumindest kombinierte Buchungen an.

Halal Hotels gibt es in allen Preiskategorien-vom günstigen Zweistern-Hotel mit Frühstück bis hin zu All inclusive Angeboten im 5 Sterne-Bereich.

Fakt:
Nicht nur Halal Hotels, sondern jede Reise in ein islamisches Land ist nicht nur ein Urlaubsabenteuer der etwas anderen Art, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur Völkerverständigung. Muslime und Nichtmuslime begegnen sich an schönen Orten in entspannter Urlaubsatmosphäre und haben die Gelegenheit, die jeweils andere Kultur kennenzulernen!