Überfall im Urlaub – was tun?

Ein Überfall im Urlaub ist für Betroffene belastend Ein Diebstahl oder Überfall im Urlaub ist das Worst-Case-Szenario eines jeden Reisenden: Plötzlich stehst Du da – ohne Handy, Geldbeutel und Ausweis, mitten in einem fremden Land. Trotz Einhaltung aller Sicherheitstipps kann dies immer und überall passieren. Auch wenn der erste Schock tief sitzt, solltest Du einen klaren Kopf bewahren und für diesen Fall gerüstet sein. Die Devise nach Überfällen lautet: Schnell handeln. Wir haben eine Art „To-do-Liste“ zusammengestellt, was Du nach einem Überfall schnellstens organisieren solltest und wie Du den notwendigen Plan B in die Tat umsetzt, ohne dass größere finanzielle Schäden entstehen, sodass Du verbleibenden Urlaub trotzdem genießen kannst.

 

Überfall im Urlaub – nicht den Helden spielen

Wenn Du Opfer eines Überfalls im Urlaub wirst, gilt es als erstes, Dein eigenes Leben zu schützen! Alle anderen Dinge sind ersetzbar, Deine körperliche Unversehrtheit nicht.

Versuche, zumindest äußerlich ruhig und selbstsicher zu erscheinen, auch wenn es nicht einfach ist. Versuche, den Schreck zu überwinden. Aktive Gegenwehr zu leisten ist bei einem Überfall nicht immer das Mittel der Wahl. Besonders wenn Dein Angreifer bewaffnet ist, kann dies leicht zur Eskalation führen.

Fordert der Täter die Herausgabe von Geld und Wertsachen, solltest Du nicht den Helden spielen und der Forderung Folge leisten. Wenn sich in unmittelbarer Nähe keine anderen Passanten befinden, ist um Hilfe schreien nutzlos, der Täter könnte in Panik geraten und von einer Waffe Gebrauch machen oder zuschlagen. Die meisten Kriminellen lassen ihr Opfer laufen, wenn sie die Beute in der Hand halten. Also, bevor Du Dich an Deinen Karatekurs in Deiner Jugend erinnerst, lass es bleiben, denke daran, dass die meisten Täter keine Anfänger sind.

Wirst Du ohne Grund körperlich angegriffen, geschlagen oder gewürgt, dann versuche auf Dich aufmerksam zu machen und um Hilfe zu schreien. Versuche auf den Täter einzureden, sag ihm, dass Du ihm überlässt, was er möchte.

Wenn es Dein psychischer Zustand zulässt, bemühe Dich, möglichst viele Einzelheiten über die Täter einzuprägen, z. B. Größe, Kleidung, Sprache bzw. Akzent, Fluchtrichtung etc. Alle eingeprägten Fakten können ermittlungstechnisch wertvolle Hinweise für die Ergreifung des Täters sein.

 

Hilfe holen und den Überfall melden

Nach einem Überfall im Ausland muss sofort Hilfe geholt werden Sobald der Täter außer Sichtweite ist und keine Gefahr mehr besteht, solltest Du schnell Hilfe anfordern. Falls Gewalt im Spiel war, solltest Du Dich als Erstes vergewissern, inwieweit Du oder Deine Begleiter medizinische Versorgung benötigen.

Falls Dein Handy noch in Deinem Besitz ist, wähle den zuständigen Notruf oder die Nummer der örtlichen Polizei und ggf. den Notarzt. Falls Dein Smartphone Teil der Beute geworden ist, sprich Passanten an oder klingle am nächstgelegenen Haus, um von dort aus den Notruf zu tätigen bzw. die Polizei über den Überfall zu informieren. Tipp: Jedes Land hat unterschiedliche Notrufnummern. Es kann Dir im Notfall viel Zeit sparen, wenn Du die Nummer des Notrufs sowie die der örtlichen Polizeistelle vor der Reise herausfindest und in Dein Handy programmierst. Notiere die Nummern zusätzlich schriftlich und verstaue sie am Körper.

Merke Dir den genauen Tatzeitpunkt. Bitte Zeugen, die den Überfall beobachtet haben, vor Ort zu bleiben bzw. ihre Adresse zu hinterlegen, damit sie ihre Aussagen zu Protokoll geben können.

Wenn möglich, lasse Dein Smartphone orten. Vielleicht hast Du Glück und der Dieb lässt es an. Sinnvoll ist es, im Vorfeld eine Ortungs-App zu installieren.

Signalisiere den zuständigen Beamten, dass Du Anzeige erstatten möchtest. Auch wenn diese Dir davon abraten, weil die Erfolgsquote gering ist, bestehe darauf. Nur zur Anzeige gebrachte Diebstähle und offiziell vermisst gemeldete Gegenstände können versicherungstechnisch geltend gemacht werden. Vor dem Ausfüllen der behördlichen Formulare solltest Du noch andere Sofortmaßnahmen einleiten:

 

Sperrung von Bankkarten, Smartphones etc.

Kreditkarten sind nach einem Überfall im Urlaub unbedingt zu sperren Priorität nach einem Raubüberfall hat immer die Sperrung der Bankkarten und des Smartphones. Über den internationalen Sperrnotruf kannst Du dies unter der Nummer +49 116 116 zu jeder Tages- und Nachtzeit tun. Sie gilt bankübergreifend. Du kannst alle Giro-Bankkarten, Kreditkarten, Mobilfunk-SIM-Karten und sogar Reisepässe sperren lassen. Das Auswendiglernen dieser Nummer kann Dir viel Geld und Unannehmlichkeiten ersparen, denn erst ab dem Zeitpunkt der Sperrung ist die Karte für Dritte wertlos.

Zur Kartensperrung benötigst Du die Kreditkarten-Nummer oder die IBAN-Nummer für die Girocard (EC-Karte). Tipp: Bewahre die Nummern nicht im Geldbeutel auf, da er gestohlen werden kann, sondern am besten auf einem Zettel in den Tiefen der Hosentasche.

Ist Dein Smartphone beim Überfall gestohlen worden, musst Du das Gerät entweder telefonisch oder per E-Mail bei Google oder Apple sperren lassen. Die Sperrung wird jedoch erst aktiv, wenn Dein gestohlenes Smartphone mit dem Internet verbunden ist. Die SIM-Karte muss ebenfalls gesperrt werden, damit sie der Dieb nicht in ein anderes Gerät einbauen kann.

Ändere sofort alle Passwörter, welche Du im Smartphone bzw. in den Apps hinterlegt hast, nicht zu vergessen die Daten für Deinen Cloudservice.

 

Wichtige Personen informieren

Nach dem Erledigen der notwendigen Sperrungen ist es an der Zeit, wichtige Personen in Deinem Umfeld zu informieren. Abgesehen davon, dass Freunde und Familie sich Sorgen machen, wenn Sie Dich nicht erreichen, können sie in dieser Situation wertvolle Helfer sein, z. B. von zu Hause aus bei der Ersatzbeschaffung von Dokumenten helfen oder Dir zur Überbrückung Geld ins Hotel überweisen.

Wurde Deine Hotelzimmerkarte oder der Schlüssel eines Mietwagens gestohlen, solltest Du dies umgehend den entsprechenden Stellen mitteilen, um Missbrauch vorzubeugen.

Bei Diebstahl von Reiseunterlagen solltest Du dies umgehend Deinem Reiseveranstalter mitteilen – besonders wenn sich im Diebesgut Fahrkarten, Flugtickets etc. befinden.

Bank und Versicherung über den Überfall informieren

Banken und Versicherungen müssen über den Überfall informiert werden Nach dem Überfall schnellstmöglich die Versicherungen zu kontaktieren ist sehr wichtig. Hast Du eine Reisegepäckversicherung abgeschlossen, kannst Du die Schäden bei dieser geltend machen. Auch Hausratsversicherungen greifen teilweise im Ausland. Allerdings musst Du nachweisen, nicht fahrlässig gehandelt zu haben. Hier helfen z. B. protokollierte Zeugenaussagen und ein beglaubigtes Dokument der Polizei.

Musst Du nach dem Überfall im Urlaub ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, ist es notwendig, die Reisekrankenversicherung zu informieren und alle Unterlagen zu übersenden, sonst kann es zu Problemen mit einer schnellen Kostenübernahme kommen.

Wichtig ist, dass Du die jeweiligen Versicherungen auf jeden Fall sofort noch aus dem Urlaub über den Schaden informierst, sonst riskierst Du den Versicherungsschutz. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, dass Du die entsprechenden Kontaktdaten und Versicherungsnummern notierst und sicher verwahrst (z. B. Hotelsafe/Cloud).

Informiere zeitnah Deine zuständige Hausbank bzw. die Kreditkartenanbieter über den Verlust der Geldkarten – unabhängig von der Kartensperrung. Dein Bankberater kann Dir helfen, die notwendigen Schritte einzuleiten und Dir bei der alternativen Geldversorgung vor Ort behilflich sein.

 

Ersatzdokumente beschaffen

Die Beschaffung von Ersatzdokumenten ist wichtig für die Rückreise Jede deutsche Botschaft und die Konsulate aller Länder sind weltweit berechtigt, Dir einen vorläufigen „Notreiseausweis“ auszustellen. Dieses Dokument gilt als Passersatz und ermöglicht es Dir, nach Deutschland zurückzufliegen. Voraussetzung für die Ausstellung sind eine Kopie der amtlichen Diebstahlanzeige, zwei aktuelle biometrische Passbilder, sowie einen Identitätsnachweis, beispielsweise in Form einer vorher angefertigten Kopie Deines Reisepasses.

Findet der Diebstahl auf einer Rundreise durch mehrere Staaten statt, so ist dieser Notreiseausweis nicht ausreichend. Dann benötigst Du den sogenannten „grünen Pass“. Dieser wird nur in Zusammenarbeit mit dem zuständigen heimischen Passamt ausgestellt – dies kann allerdings dauern.

Unabhängig von der Anzeige im Reiseland musst Du nach der Rückkehr auch bei der deutschen Polizei Anzeige erstatten, um neue Ausweisdokumente beantragen zu können. Die Dokumente werden dann innerhalb des Schengen-Raums zur Fahndung ausgeschrieben, denn es besteht auch die Gefahr des Identitätsdiebstahls.

Im Worst-Case, wenn alle Dokumente und Nachweise zur Identifikation gestohlen wurden, bleibt Dir nur noch der Gang zur Deutschen Botschaft. Die setzen sich dann mit den Behörden in Deutschland in Verbindung, um Deine Identität zweifelsfrei festzustellen und Dir bei der Dokumentenbeschaffung zu helfen.

Wurden Flugtickets oder Unterlagen für Hotelbuchungen gestohlen, so kannst Du diese beim verantwortlichen Reiseveranstalter bzw. Fluglinie oder Hotel nach Vorlage des amtlichen Behördenprotokolls zum Raub bzw. Überfall ersetzt bzw. erstattet bekommen.

Ein Führerscheinersatz kann nur über die Heimatbehörden erfolgen. Die gute Nachricht: Mit der polizeilichen Bescheinigung über den Diebstahl des Führerscheins kannst Du in den meisten Ländern trotzdem weiterfahren, allerdings keinen Mietwagen ausleihen.

 

Geldversorgung sicherstellen nach einem Überfall im Urlaub

Durch Transferbueros laesst sich die Geldversorgung im Urlaub aufrecht erhalten Einige Kartenanbieterbieter und Banken bieten den Service, bei Diebstahl oder Verlust der Karte eine Ersatzkreditkarte auch ins Ausland nachschicken zu lassen. Dies kann allerdings mit hohen Gebühren verbunden sein. Außerdem hast Du einen Zeitversatz von mehreren Tagen, die Du überbrücken musst, bis die Karte eingetroffen ist.

Mithilfe von Transferdienstleistern wie z. B. Western Union kannst Du in kürzester Zeit Geld von zu Hause ans Urlaubsziel überweisen lassen. Du erhältst eine Transaktionsnummer, mit welcher Du zu einer nächstgelegenen Bankfiliale gehen musst und kannst das Geld gegen Nennung der Transaktionsnummer, der Adresse des Geldsenders und der Vorlage Deines Reisepasses entgegennehmen. Im Idealfall hast Du das Geld innerhalb weniger Stunden.

Mithilfe des Mobile-Payment Dienstes PayPal kannst Du trotz Sperrung Deiner Karte – nach Rücksprache mit Deiner Hausbank – Zahlungen tätigen. Viele Händler und auch Unterkünfte akzeptieren PayPal als Zahlungsmittel. Mit Deinen Zugangsdaten kannst Du den PayPal Service von jedem beliebigen Endgerät aus in Anspruch nehmen.

Falls Dein Smartphone nicht Opfer des Raubüberfalls geworden ist, besteht trotz geklauter Bankkarten immer noch die Möglichkeit der NFC-Zahlung per Smartphone – vorausgesetzt, Du hast diese Option zuvor eingerichtet und freigeschaltet.

 

Vorbeugen für zukünftige Situationen

Das alte Sprichwort „Vorbeugen ist besser als heilen“ trifft auch den Punkt Sicherheit im Urlaub. Nicht erst wenn Du Opfer eines Diebstahls oder Überfalls im Urlaub geworden bist, solltest Du prophylaktisch einige wenige, aber effektive Tipps beachten.

Sichere Deine Reisedokumente: Fertige von allen wichtigen Dokumenten und Unterlagen (Pass, Visa, Buchungsunterlagen, Versicherungspolicen etc.) Kopien an und deponier diese an einem sicheren Ort, z. B. im Hotelsafe oder speichere sie als Datei in der Cloud.

Stelle keinen Reichtum zur Schau: Vermeide es, potenzielle Täter anzulocken, indem Du Signale des Wohlstandes aussendest. Speziell an ärmeren Reisezielen mit sozialen Brennpunkten ist es provozierend, mit Markenklamotten oder teurem Schmuck herumzulaufen. Bleibe unauffällig, dann reduziert sich das Risiko eines Raubes.

Vermeide gefährliche Orte: Wenn Du Geld am Bankautomaten beziehst, achte darauf, es in belebten Straßen oder am besten in einer Bankfiliale zu tun. Vermeide abgelegene Orte und versuche, tagsüber den Automaten aufzusuchen.

Nur das Nötigste im Gepäck. Minimalismus gibt Sicherheit! Bei Ausflügen oder Shoppingtouren ist es ausreichend, nur die benötigte Menge Bargeld mitzuführen sowie ein Dokument zur Identifikation. Alles andere ist sicher im Hotelsafe oder der Unterkunft Deines Vertrauens aufbewahrt.

Sichere Aufbewahrung unterwegs: Bargeld, Bankkarten und Ausweis sind sicher in Brustbeuteln oder Geldgürteln verwahrt. Handtaschen und Rucksäcke sind ungeeignet und stellen eine „Einladung“ für Kriminelle dar. Das Aufteilen von Wertsachen auf mehrere Orte bietet zusätzliche Sicherheit.

 

Fazit

Überfälle im Urlaub sind ein Thema, mit dem sich keiner gerne beschäftigt. Trotzdem – shit happens, auch Dich kann es jederzeit und überall erwischen – es ist von Vorteil, wenn Du auch für dieses Szenario mental vorbereitet bist und im Fall der Fälle souverän handeln kannst.

Wir wünschen einen zwischenfallfreien Urlaub!