Bezahlen in Pandemiezeiten

Das Bezahlen in Pandemiezeiten hat sich zunehmend verändert - der Trend geht in Richtung kontaktloses Bezahlen Die Pandemie hat uns und unseren Alltag verändert, global und in allen Lebensbereichen. Betroffen davon sind vor allem alltägliche Abläufe und Tätigkeiten, so auch das tägliche Bezahlen von Einkäufen, Dienstleistungen etc. Seit Ausbruch der Pandemie hat die bargeldlose Zahlung zunehmend an Bedeutung gewonnen. Immer mehr Bürger passen ihr Zahlungsverhalten aus Hygienegründen der aktuellen Lage an. Aus Angst vor Ansteckung durch Hautkontakt mit Bargeld greifen selbst notorische Barzahler zum ersten Mal zur Kartenzahlung.

Doch ist dieser Trend der Bezahlung in Pandemiezeiten nachhaltig? Muss ich damit rechnen, in absehbarer Zeit kein Bargeld mehr verwenden zu können? Werden wir dem Wandel zur bargeldlosen Gesellschaft langfristig anderen Ländern folgen – wie beispielsweise Schweden – einem Land, das schon vor der Pandemie weltweit Vorreiter bei der Nutzung moderner Zahlungsweisen war? Wir haben aktuelle und wichtige Fakten rund ums Thema Bezahlen in Pandemiezeiten, Bedeutung von Bargeld vs. bargeldlose Möglichkeiten und einige Tipps für sichere Bezahlformen recherchiert und im Folgenden zusammengestellt:

 

Bezahlverhalten in Deutschland vor der Pandemie

Vor der Pandemie war Bargeld das am häufigsten verwendete Zahlungsmittel in Deutschland Die Mehrzahl der Verbraucher innerhalb der EU tendiert in den vergangenen Jahren selbst bei der Begleichung kleinerer Beträge immer mehr zur Kartenzahlung. Trotz allem war Bargeld in Deutschland bis Ende 2019 immer noch das am häufigsten verwendete Zahlungsmittel (Studie der Europäischen Zentralbank / EZB).

Ende 2019 rangierte Deutschland bezüglich der bargeldlosen Zahlung im europäischen Vergleich auf dem viertletzten Platz. Federführend war Schweden, gefolgt von Dänemark, Finnland und Irland. Im Jahre 2018 kam jeder Bundesbürger laut einer Unternehmensstudie lediglich auf durchschnittlich 60 Kartenzahlungen.

Die Liebe der Deutschen zum Bargeld schien bis zum Ausbruch der Pandemie ungebrochen. Während es beispielsweise für schwedische Bürger aller Altersklassen schon seit Jahren völlig normal ist, auch Kleinstbeträge und der tägliche Einkauf mit Kreditkarte zu tätigen, verwendeten die allermeisten Bundesbürger in der Mehrzahl der Bezahlvorgänge Scheine und Münzen aus dem Geldbeutel.

Signifikant ist – auch schon vor der Pandemie – die Vorliebe der Art des bargeldlosen Bezahlens. Durch die regelrecht explodierende Tendenz der Onlinebestellungen verzeichnete auch Deutschland eine zunehmende Tendenz der Kreditkartenzahlung – allerdings weit unter dem europäischen Durchschnitt. Modernere Verfahren, wie z. B. Bezahlung per Smartphone, NFC etc. spielten im internationalen Vergleich eine eher untergeordnete Rolle.

Auch die Anpassung vieler Banken auf das globale Zahlverhalten, z. B. die Bereitstellung kostenloser Reisekreditkarten forcierte die Bereitschaft der Kunden, bargeldlos zu bezahlen, weil mit diesen Karten bei Gewährung höchster Sicherheit keine zusätzlichen Gebühren entstehen.

Trotz allem galt Deutschland bis zum Ausbruch der Pandemie als konservativ, was das Bezahlverhalten im In- und Ausland betrifft.

 

Veränderung der Bezahlformen im Laufe der Pandemie

Während der Pandemie haben sich die Bezahlformen deutlich in Richtung digitales Bezahlen verlagert Schon während der ersten Phase der Corona-Pandemie haben viele Bürger ihr Bezahlverhalten aus Angst vor Ansteckung beim Barzahlen angepasst. Laut einer repräsentativen Bundesbankerhebung im Laufe des Jahres 2020 haben speziell bei den alltäglichen Ausgaben bargeldlose Zahlungsmittel – insbesondere Kartenzahlung – signifikant an Bedeutung gewonnen.

Anfang des Jahres 2020 hatten noch ca. 49 Prozent der deutschen Verbraucher an der Supermarktkasse mit Bargeld bezahlt, ein Jahr später nutzen inzwischen über 63 Prozent der Kunden bargeldlose Zahlungsarten.

Signifikant wechselbereit sind jüngere Kunden: Fast 70 Prozent der Befragten in der Käuferschicht zwischen 16 und 34 Jahren haben ihr Bezahlverhalten im Laufe der Pandemie geändert und präferieren die Kartenzahlung bzw. Bezahlung per Smartphone.

Vor allem die Angst vor Ansteckung, aber auch die gesetzlichen Vorgaben wie AHA-Regeln, Zugangsbeschränkungen und andere staatliche Vorschriften haben laut Ergebnissen der Studie „Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Zahlungsverhalten“ einen Einfluss auf die Gewohnheiten der Konsumenten beim Bezahlen. 41 Prozent der Einkäufer zahlen ausschließlich aufgrund der entsprechenden Aufrufe in den Geschäften bargeldlos, mehr als ein Drittel der Befragten (36 Prozent) aus echter Sorge, sich so mit dem Virus anzustecken.

Fakt

Obwohl die Auswirkung der Pandemie in Deutschland eine Art Sprungbrett für die digitalen Zahlungsformen darstellt, so hinken wir trotzdem vielen europäischen Ländern immer noch deutlich hinterher.

Digitale „Vorzeigestaaten“, wie z. B. Schweden vertrauen der Technik und dem sensiblen Umgang ihrer Daten durch die Zahlungsdienstleister auch ohne Pandemie und genießen dadurch die Vorzüge des mobilen Bezahlens, während in der Bundesrepublik das Misstrauen gegenüber moderner Zahlungsweisen immer noch sehr hoch ist, auch in Zeiten der Pandemie.

Von allen Möglichkeiten der Bargeldalternativen hat die Kartenzahlung mit PIN-Eingabe am meisten an Bedeutung gewonnen. Der Anstieg der kontaktlosen Bezahlung per NFC/Smartphone hingegen läuft trotz Pandemie schleppend. Teilweise ist dieser Fakt unserer Alterspyramide geschuldet, denn ein Großteil der älteren Generation ist zunehmend mit der Kartenzahlung vertraut, nicht aber mit der Bezahlung per Handy App.

 

Bezahlen in Pandemiezeiten – der Hygieneaspekt

Das Thema Hygiene rückt beim Bezahlen in der Pandemie immer mehr in den Fokus Das Hygienerisiko beim Handling mit Geldscheinen und Münzen war schon lange vor der Pandemie immer wieder ein Diskussionspunkt und ein Argument für die bargeldlose Zahlung. Denn sowohl Bakterien als auch Viren aller Art können durch Hautkontakt mit Bargeld übertragen werden.

Während der ersten Welle der Pandemie herrschte bei Händlern und Kunden gleichermaßen große Angst und Verunsicherung bezüglich der Ansteckungsgefahr durch Verwendung von Bargeld. Der Gang zum Discounter oder zum Bäcker ums Eck schien mit einem unkalkulierbaren Ansteckungsrisiko verbunden zu sein. Die Kunden hatten zunehmend Angst davor, sich durch Barzahlung in den Geschäften anzustecken, die Händler fürchteten um die Gesundheit des Personals. Diese Tatsache führte zu einem spontanen Anstieg der bargeldlosen Zahlung.

Obwohl nach aktuellem Stand der Wissenschaft Coronaviren hauptsächlich über Aerosole übertragen werden, ist dennoch die „Schmierinfektion“ über Hautkontakt z.B. mit Bargeld nicht von der Hand zu weisen. Während „klassische“ Influenzaviren bis zu 17 Tagen auf Banknoten überleben, haben aktuelle Forschungen ergeben, dass Sars-CoV-2 Viren nur wenige Tage auf Oberflächen überdauern können. (New England Journal of Medicine, 18.3.2020).

Eine partielle Entwarnung gab der Virologe Prof. Drosten: „Bei Coronaviren erfolge eine Infektion in der Regel über den Rachen“ – also eher durch Einatmen als durch Kontakt von Lippe oder Zunge mit einem „kontaminierten“ Finger. Er verwies allerdings darauf, dass die Abläufe nicht abschließend erforscht seien.

Obwohl bei der aktuellen Pandemie die Kontaktübertragung eine geringere Rolle spielt als bei anderen Krankheiten, setzten seither viele Geschäfte auf vorsorgliche Sicherheit. Zwar blieb eine Pflicht für eine bargeldlose Zahlung in Deutschland bisher aus, zunehmend findet man aber selbst bei kleineren Händlern immer häufiger den Hinweis „Wenn möglich, bitte keine Barzahlung“.

Im Zusammenhang mit Kontaktübertragung beim Bezahlen sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass auch bei der Kartenzahlung mit PIN-Eingabe am Lesegerät ein Hautkontakt stattfindet. Im Minutentakt geben verschiedene Kunden ihre PIN ein und hinterlassen potenziell Viren auf der Tastatur des Lesegeräts. Auf der sicheren Seite ist man durch Anwendung der kontaktlosen NFC-Bezahlverfahren (Kreditkarte oder Smartphone). Beides steckt hierzulande im internationalen Vergleich allerdings noch in den Kinderschuhen.

Übersicht: Formen der bargeldlosen Zahlung

Seit der Pandemie stehen Kunden eine Vielzahl kontaktloser Zahlungsmöglichkeiten zur Verfügung Als Alternative zur traditionellen Barzahlung steht dem Kunden inzwischen eine Vielzahl bargeldloser Bezahlarten zur Verfügung. Einige davon erfahren hierzulande seit Ausbruch der Pandemie einen großen Aufschwung. Die Anwendung neuerer Bezahlformen, z. B. per Smartphone geht allerdings trotz Pandemieangst noch nicht so richtig durch die Decke. Eine Übersicht:

 

Kartenzahlung

Die bargeldlose Kartenzahlung hat auch in Deutschland schon lange Einzug gehalten, gilt als sicher und bequem. Seit einigen Jahren wurde im deutschen Einzelhandel mehr Umsatz per Kartenzahlung erwirtschaftet als in bar. Und dieser Trend setzt sich durch: Eine Studie des EHI Retail Instituts hat ergeben, dass die Coronapandemie seit März 2020 diesen Trend weiter gepusht hat. Immer mehr kleinere Einzelhändler entscheiden sich für die Anschaffung eines Kartenlesegeräts.

Die Bezahlung per Girocard (EC-Karte) und Kreditkarte ist mittlerweile in Deutschland selbst bei den älteren Generation angekommen. Während es in Ländern wie z. B. Skandinavien schon lange möglich ist, auch kleinste Beträge per Kreditkarte zu bezahlen, ist Deutschland gerade noch dabei, aufzuholen. Im Zuge der Globalisierung und der Tatsache, dass die Zahlung mit Karte schneller und einfacher geht als die traditionelle Barzahlung, wird die Kartenzahlung heutzutage von immer mehr Personen geschätzt.

Bei der Bezahlung per Geldkarte fallen in der Regel Gebühren an. Dies gilt vor allem bei der bargeldlosen Zahlung außerhalb der Eurozone. Mit Transaktionsgebühren von bis zu 4 Prozent der Rechnungssumme ist dies ein triftiges Gegenargument für die Kartenzahlung im Vergleich zur Barzahlung.

Gebührenfreie Kartenzahlung bieten seit einigen Jahren immer mehr Onlineanbieter in Form kostenloser Kreditkarten bzw. Reisekreditkarten. Während die Gebührenbefreiung beim Geldabheben inzwischen Standard dieser Onlinedienstleister ist, bieten immer mehr Onlinebanken auch das gebührenfreie bargeldlose Bezahlen in ihrem Leistungsspektrum an.

Die Kartenzahlung gilt als sehr sicher. Eine geklaute oder verloren gegangene Karte kann sofort über den internationalen Sperrnotruf (+49 116 116) gesperrt werden und wird vom Anbieter zeitnah ersetzt. Geklautes Bargeld hingegen sieht der Besitzer meisten Fällen nicht mehr wieder.

 

NFC – Kontaktlose Zahlung über Smartphone App oder Geldkarte

NFC ist eine Abkürzung für Near Field Communication. Dahinter verbirgt sich eine kontaktlose Verbindung, über die Geräte miteinander Daten austauschen können. Per NFC kannst Du entweder per Geldkarte oder per Smartphone kontaktlos bezahlen.

Besonders in Zeiten der Pandemie ist – aus hygienetechnischem Aspekt – die kontaktlose Bezahlung deutlich im Vorteil. Im Vergleich zur „klassischen“ Kartenzahlung, bei der durch die PIN-Eingabe ein Hautkontakt mit dem Kartenlesegerät stattfindet, wird bei der kontaktlosen Zahlung die Karte bzw. das Smartphone ohne Kontakt an das Gerät gehalten.

In immer mehr Einzelhandelsunternehmen ist NFC Zahlung möglich. Die meisten Geldkarten besitzen inzwischen NFC-Chips. Möchtest Du über Handy per NFC bezahlen, benötigst Du eine App. Diese überträgt von Deinem Konto aus einen Geldbetrag in das Programm. Beim Bezahlvorgang muss lediglich das Handy nahe an das NFC-Gerät des Händlers gehalten werden. Der Geldbetrag wird dann automatisch abgebucht.

Limitierender Faktor: Bei der Begleichung größerer Beträge ist bei der NFC-Zahlung per Geldkarte aus Sicherheitsgründen trotzdem eine zusätzliche PIN-Abfrage notwendig.

Für wiederholtes Zahlen per NFC gibt es Begrenzungen. Bei missbräuchlicher Kontaktlos-Zahlung übernimmt die Bank den Schaden. Unrechtmäßige Buchungen solltest Du bei Deiner Bank unmittelbar anzeigen und die Karte vorsorglich sperren lassen.

Fakt

Trotz aller Vorteile der NFC-Zahlung sind Kunden in Deutschland auch inmitten von Pandemiezeiten immer noch sehr zurückhaltend. Im Vergleich zur „traditionellen“ Kartenzahlung ist der Anteil der NFC-Zahlung deutlich weniger gestiegen.

Dies ist ein deutlicher Indikator für die innerdeutsche Zurückhaltung gegenüber moderner Bezahlweisen.

 

Online bezahlen

Seit dem Ausbruch der ersten Welle boomt das Geschäft von Online-Shops mehr denn je. Immer mehr Menschen kaufen alltägliche Dinge im Internet. Selbst Konsumgüter, welche in Deutschland bisher konsequent „live und vor Ort“ gekauft wurden – wie z. B. Lebensmittel, Tierfutter, Hygieneartikel etc.- werden in Pandemiezeiten immer häufiger online bestellt.

Die Vorteile des Onlinebestellens- und Bezahlens in Pandemiezeiten liegen auf der Hand: weniger Kontakt mit anderen Menschen, keine Ansteckungsgefahr in überfüllten Supermärkten, an Kassenschlangen oder auf dem Weg per ÖPNV.

Beim Onlineshopping gibt es inzwischen eine Vielzahl von Bezahlarten:

  • Rechnung
  • Online-Bezahldienste (z. B. PayPal / Skrill)
  • Lastschriftverfahren
  • Überweisung
  • Vorkasse
  • Kreditkarte
  • Nachnahme

Die am häufigsten genutzte Zahlungsart ist immer noch das Bezahlen per Rechnung, dicht gefolgt von der SEPA Lastschrift. Aber auch die Kreditkartenzahlung sowie die Nutzung von Online-Bezahldiensten sind mehr denn je auf dem Vormarsch.

Sicherheit: Ein entscheidender sicherheitstechnischer Unterschied zwischen den verschiedenen Zahlungformen ist der Grad der Weitergabe sensibler Daten. Aus diesem Grund empfehlen Experten Zahlungsarten mit möglichst wenigen sensiblen Daten, z. B. die Zahlung per Rechnung. Dabei wird beim Bestellvorgang der Ware lediglich Namen und Adresse angegeben – nach Erhalt der Lieferung wird der Betrag überwiesen. Sensiblen Daten sind zu keinem Zeitpunkt der Bestellung notwendig.

Bezahlverfahren wie z. B. PayPal haben den Vorteil, dass Kontodaten nicht direkt an den Online-Händler übermitteln werden und die Zahlung sofort ausgeführt wird. Allerdings ist es notwendig, ein Kundenkonto einzurichten und sicherzustellen, dass niemand die Zugangsdaten erfährt.

Fakt

Online-Händler dürfen bei Käufen übers Internet seit dem 13.01.2018 keine gesonderten Gebühren mehr für Kartenzahlungen verlangen.

Diese Regelung gilt innerhalb der Europäischen Währungsunion und beruht auf der seither bestehenden Zahlungsdienste-Richtlinie. Impliziert sind beliebte Zahlungsmittel wie Girocards, aber auch gängige Kreditkarten wie Mastercard und Visa.

Auch für SEPA-Überweisungen und SEPA-Lastschriften muss der Kunde dem Händler innerhalb des Euroraums keine Gebühr mehr zahlen.

 

Gesetzeslage für das Bezahlen in Pandemiezeiten

Die Umstellung auf bargeldloses Bezahlen während der Pandemiezeiten ist auf die Vorsicht der Bevölkerung und deren Angst vor Ansteckung bei der Barzahlung zurückzuführen. Doch so manch einer fragt sich derzeit: Wird es nach der Maskenpflicht und Testpflicht irgendwann eine gesetzliche Regelung geben, die Barzahlung ausschließt? Hier die Gesetzeslage:

In Deutschland sind auf Euro lautende Münzen und Scheine das einzige gesetzliche Zahlungsmittel. Daraus leitet sich eine Annahmepflicht für Händler ab. „Jedermann ist gehalten, Zahlungen mit Euro-Banknoten oder -Münzen als ordnungsgemäße Erfüllung einer Verbindlichkeit zu akzeptieren“, so ein Sprecher der Deutschen Bundesbank.

Allerdings gibt es Ausnahmen: Eine davon leitet sich aus dem Münzgesetz ab (§ 3 Abs. 1 Satz 2). Demnach ist kein Händler verpflichtet, mehr als 50 Münzen anzunehmen oder die Bezahlung von Einkäufen mit einem Gesamtwert von über 200 Euro hinaus in Münzgeld zuzulassen.

Trotz der Gesetzeslage darf jeder Händler oder Restaurantbesitzer die Annahme von Bargeld komplett ausschließen. ABER: Es besteht die Verpflichtung, den Kunden vor Kaufabschluss über die Zahlungsbedingungen zu informieren, z. B. durch entsprechende Hinweisschilder im Eingangsbereich.

In der Praxis verweigert in Deutschland – auch in Pandemiezeiten – kaum ein Händler die Annahme von Bargeld, denn der Konkurrenzdruck im stationären Handel ist viel zu hoch. Die wenigsten Händler können es sich leisten, auf die Akzeptanz von Bargeld zu verzichten, hierfür ist die Affinität der deutschen Bevölkerung zur Barzahlung immer noch viel zu hoch.

 

Wie entwickelt sich das Bezahlverhalten nach der Pandemie – Ein Ausblick

AHA Regeln und andere Hygienevorschriften haben das Bezahlverhalten in Pandemiezeiten enorm verändert. Der Anteil der Barzahlungen ist im Laufe des Jahres 2020 um mehr als 20 Prozent gesunken. Die Mehrheit der Kunden bevorzugt andere Zahlungsmittel – inzwischen zahlt jeder Zweite bargeldlos. Doch wird dieser Trend anhalten? Ist die Pandemie eine Art Sprungbrett, hin zu einer bargeldlosen Gesellschaft nach schwedischem Vorbild?

Eine Studie des Marktforschungsinstituts Kantar belegt, dass ein großer Teil der deutschen Bevölkerung nach wie vor an der Barzahlung festhalten möchte: Über ein Drittel der Befragten verzichtet auf Bargeld derzeit nur aus dem Grund, sich über den Hautkontakt bei der Barzahlung infizieren zu können. Viele Kunden signalisierten die Absicht, nach der Pandemie zu ihren früheren Zahlungsgewohnheiten zurückkehren und möchten dann wieder bevorzugt bar bezahlen.

Die Studie ergab ebenfalls, dass das veränderte Bezahlverhalten in Pandemiezeiten oft nicht den Verbraucherwünschen entspricht und hauptsächlich von den Empfehlungen der Händler geleitet ist: Über 40 Prozent der Einkäufer zahlen vor allem aufgrund der entsprechenden Aufrufe in den Geschäften bargeldlos.

Einfluss des Alters: Obwohl die jüngere Altersgruppe (16 bis 35 Jahre) deutlich mehr zur bargeldlosen Zahlung neigt, gaben 37 Prozent der Befragten dieser Altersgruppe an, nach der Pandemie wieder öfters in bar zu bezahlen. Die Barzahlung mit Münzen und Scheinen wird also voraussichtlich weiterhin über alle Altersgruppen hinweg trotz des Trends zu bargeldlosen Alternativen ein stark gefragtes Zahlungsmittel bleiben, so das Fazit der Kantar Studie.

Psychologischer Aspekt: Für die Tatsache, dass auch nach der Pandemie das Bargeld in Deutschland weiterhin beliebt bleibt, gibt es eine psychologische Erklärung: das sogenannte „Banknoten-Paradoxon“. In Krisenzeiten steigt das bereits bestehende Interesse an Bargeld zusätzlich – trotz aller faktischen Risiken. Dies ist begründet durch den Wunsch nach mehr Sicherheit, den hierzulande noch viele Menschen durch den Besitz von Bargeld empfinden. Bargeld in den Händen zu halten anstatt virtuell als Datensatz der Kreditkarte vermittelt ein sicheres Gefühl.

Fakt bleibt, dass das veränderte Zahlungsverhalten der Deutschen in Pandemiezeiten zumindest teilweise mehr von Hygieneaspekten als von Verbraucherwünschen getrieben ist und wir auch nach der Pandemie noch deutlich vom schwedischen Modell der bargeldlosen Gesellschaft entfernt sind. Trotzdem zeigt die Statistik, dass sich auch ohne Pandemiezeiten die Tendenz – langsam, aber sicher – auch in Deutschland weg vom Bargeld und hin zur bargeldlosen Bezahlung wandelt.