Reiseschecks – Aufstieg und Fall eines Zahlungsmittels

Reiseschecks verlieren weltweit zunehmend an Bedeutung Vor einigen Jahrzehnten galten sie als fortschrittliches Zahlungsmittel im Urlaubsland. Nach dem Durchbruch der Kreditkarte waren sie der sichere Notgroschen der Urlaubskasse: Reiseschecks oder „Travelers Cheques“. Reisende konnten mithilfe der Reiseschecks im Ausland Bargeld beziehen. Auch direktes Bezahlen mit Reiseschecks war weltweit möglich. Zwei große Vorteile gelten bis heute: Reiseschecks sind unbegrenzt gültig und werden bei Verlust oder Diebstahl binnen 24 Stunden ersetzt.

Jahrzehntelang waren Reiseschecks das Standardzahlungsmittel für Auslandsreisen, eine willkommene Alternative für die Reisekasse im Ausland. Sie wurden zum Beispiel von Konzernen wie American Express oder Thomas Cook ausgegeben. Die ausgebenden Unternehmen gewähren für die ausgegebenen Schecks Versicherungsschutz. Dies bedeutet schnelle Ersetzbarkeit. Reiseschecks waren somit auch für Reisen in unsichere Länder gut geeignet.

Im Laufe der Jahre wurden Reiseschecks immer mehr durch zeitgemäßere Zahlungsmittel ersetzt – allen voran die Kreditkarte. Die Akzeptanz der Reiseschecks nimmt weltweit ab. American Express hat als letzter Anbieter den Verkauf der Reiseschecks in Deutschland Ende 2015 eingestellt. Trotzdem bleibt der Reisescheck als Zahlungsmittel weiterhin unverändert werthaltig und gültig – allerdings ausschließlich an den verbliebenen Akzeptanzstellen.

Obwohl Reiseschecks zu den „aussterbenden Zahlungsmitteln“ gehören, besitzen laut einer repräsentativen Reisegeldstudie der „ReiseBank“ ca. 8 Millionen Bundesbürger immer noch Reiseschecks im Gegenwert von rund 6,3 Milliarden Euro. Wer noch alte Reiseschecks besitzt, kann diese entweder zurückgeben, oder als Ersatzzahlungsmittel zusätzlich zur Kreditkarte oder Girocard (EC-Karte) in der Reisekasse verwenden. Zuvor sollte man sich vor Reiseantritt nach der Akzeptanz der Reiseschecks am Urlaubsort erkundigen. Weltweit gibt es immer noch einige Akzeptanzstellen. Grund genug für uns, auch diesem Zahlungsmittel ein informativer Artikel zu widmen:

 

Die Geschichte der Reiseschecks

Als Vorläufer der Reiseschecks gelten die 1874 ausgegebenen Umlaufnoten (englisch: Circular Notes) des Reiseunternehmers Thomas Cook. Der Durchbruch der Reiseschecks, wie sie jahrzehntelang für Reisende in der ganzen Welt Akzeptanz fanden, wurde von American Express entwickelt. Damals hatte sich ein Angestellter der Firma nach einer Europareise beklagt, dass er außerhalb der europäischen Hauptstädte kein Bargeld eintauschen konnte. So wurden von American Express die Travelers Cheques entwickelt. Diese wurden am 7. Juli 1891 patentiert.

Reiseschecks (auch Travelers Cheques oder Traveler Checks) waren jahrzehntelang eine einfache, sichere und bequeme Möglichkeit, um im Ausland Landeswährung zu beschaffen.

Die Schecks werden im Voraus gekauft und am Reiseziel gegen Bargeld in der Landeswährung umgetauscht. Bezahlen mit Reiseschecks ist ebenfalls vielerorts möglich. Als Rückgeld erhält man Bargeld in Landeswährung

Ab 1957 wurden Reiseschecks in Deutschland standardisiert angeboten.

Reiseschecks waren über Jahrzehnte ein wichtiges Zahlungsmittel in der Reisekasse und ein Garant für die kontinuierliche Geldversorgung auf Reisen. Ein großer Vorteil: Bei Verlust oder Diebstahl ist eine zeitnahe Ersatzbeschaffung innerhalb 24 bis 48 Stunden gewährleistet.

Seit dem Siegeszug der Kreditkarte als sicheres und günstiges Hauptzahlungsmittel verlieren Reiseschecks immer mehr an Bedeutung. Speziell kostenlose Reisekreditkarten können als Reisezahlungsmittel punkten durch die Möglichkeit, gebührenfrei Geld in Landeswährung abzuheben – in fast allen Staaten rund um den Erdball.

Immer mehr Verkaufsstellen von Reiseschecks ziehen sich bis heute sich zurück, American Express hat als letzter Anbieter den Verkauf von Reiseschecks in Deutschland Ende 2015 eingestellt. Zuvor erworbene Reiseschecks sind aber weiterhin gültig oder können zurückgegeben werden.

 

Reiseschecks kaufen

In Deutschland gibt es seit 2015 keine Anbieter mehr zum Kauf von Reiseschecks. Früher waren Verkaufsstellen z. B. Sparkassen, Banken, Postbanken, Wechselstuben oder spezielle Verkaufsstellen von American Express oder Thomas Cook.

Beim Kauf von Reiseschecks fielen Gebühren an. Hierbei war in der Regel eine Verkaufsprovision von 1 Prozent des Verkaufspreises fällig. Üblich war aber auch eine Mindestgebühr von umgerechnet 6 Euro.

Beim Kauf werden die Schecks mit der Unterschrift des Käufers versehen. Mit den Schecks erhält man eine Quittung, die genau listet, wie viele Schecks man gekauft hat und welche Seriennummern diese führen. Die Quittung enthält die Seriennummern der Reiseschecks und sollte immer getrennt von den Schecks aufbewahrt werden, um im Fall von Diebstahl oder Verlust Ersatz fordern zu können.

Trotz Einstellung des offiziellen Verkaufs von Reiseschecks sind immer noch viele Reiseschecks im Umlauf. Diese sind unbegrenzt gültig – solange es Akzeptanzstellen gibt. In diesem Fall gelten Reiseschecks immer noch als sicheres Zweitzahlungsmittel für die Reisekasse, ergänzend zu Kreditkarte & Co. Auch das Bezahlen mit Reiseschecks ist in einigen Reiseländern noch möglich.

Wichtige Information

Reiseschecks können nicht von privat zu privat verkauft werden, da die Unterschrift beim Kauf an der offiziellen Verkaufsstelle mit der Unterschrift beim Einlösen des Schecks an der Akzeptanzstelle identisch sein muss. Somit sind Reiseschecks auf maximal 2 Käufer per Unterschrift personengebunden und nicht übertragbar!

Einlösen von Reiseschecks

Im Reiseland können die Reiseschecks an den entsprechenden Akzeptanzstellen gegen Bargeld in der jeweiligen Landeswährung zum aktuellen Wechselkurs eingelöst werden. Dies sind in der Regel Banken oder Wechselstuben. Damit die Auszahlung erfolgen kann, muss der Scheck vor den Augen des Empfängers nochmals unterschrieben werden. In den meisten Fällen ist die Vorlage des Ausweises oder Reisepasses erforderlich.

Reiseschecks sind in der Regel personengebunden. Es gibt aber auch Schecks, bei denen zwei Erstunterschriften vorgesehen sind (und zur Einlösung einer der beiden Unterschriften ausreicht). Trotzdem muss die Unterschrift beim Kauf und beim Einlösen des Reiseschecks identisch sein.

Alternativ können Reiseschecks in manchen Ländern auch als bargeldloses Zahlungsmittel eingesetzt werden. Bezahlen mit Reiseschecks war beispielsweise in Hotels und Restaurants sehr beliebt. Reiseschecks werden dann wie Bargeld behandelt, als Rückgeld erhält man Bargeld in der jeweiligen Landeswährung.

In Europa ist die Zahl der Akzeptanzstellen Reiseschecks in den letzten Jahren dramatisch zurückgegangen. In den USA erfreuen sich Reiseschecks teilweise immer noch großer Beliebtheit. Auch in Asien, Südamerika und Afrika sind Travelers Cheques auch heutzutage an einigen Akzeptanzstellen noch gerne gesehen. Die Chance, sie gegen Bargeld in der jeweiligen Landeswährung tauschen zu können, ist sehr hoch.

American Express bietet auf der Homepage eine Suchmaske an. Dort kann man sich vor der Reise nach möglichen Akzeptanzstellen erkundigen.

 

Zurückgabe von Reiseschecks

Vor dem Kauf von Reiseschecks musste man sich bei der Verkaufsstelle erkundigen, wie die Rücknahme von überzähligen Reiseschecks geregelt ist. Einige Verkaufsstellen nehmen eigene Reiseschecks ohne die Bezahlung einer Gebühr zurück, andere berechnen für die Rückgabe erneut eine Gebühr.

Da in Deutschland keine Reiseschecks mehr verkauft werden, können diese auch im Inland nicht mehr zurückgegeben werden. Alte Reiseschecks können aber immer noch an Akzeptanzstellen im Ausland eingelöst werden. Sie haben kein Verfallsdatum.

Tipp: Hat man immer noch alte (auch sehr alte) Reiseschecks von Thomas Cook oder Visa, so besteht die Option, diese bei dem Anbieter Travelex einzulösen. Dieser britische Anbieter hat sich darauf spezialisiert, Reisescheck-Altbestände entgegenzunehmen. Hierfür wird allerdings eine Gebühr von mindestens 7 britischen Pfund pro Scheck, alternativ eine Gebühr von 5 % des Scheckwertes erhoben. Der Restwert wird auf das Konto des Kunden überwiesen.

 

Sicherheit von Reiseschecks

Im Fall von Verlust oder Diebstahl von Reiseschecks werden diese in einem Zeitfenster von maximal 48 Stunden ersetzt. Das bedeutet, sie sind immer noch sicherer als Bargeld.

Im Verlustfall oder bei Diebstahl ist es wichtig, das Fehlen der Schecks direkt zu melden, umgehend sperren zu lassen und sofortigen Ersatz zu beantragen. Die Ersatzschecks werden umgehend ausgestellt, sind allerdings gebührenpflichtig.

Diebe und Betrüger können normalerweise nichts mit den geklauten Reiseschecks anfangen, da erst die zweite, identische Unterschrift den Reisescheck gegen Bargeld umtauschbar macht. Außerdem ist in den meisten Fällen eine Vorlage des Personalausweises oder Reisepasses notwendig.

Wichtig: Die Quittung mit den aufgelisteten Reiseschecks und ihren Seriennummern muss sorgfältig und getrennt von den Reiseschecks aufbewahrt werden.

 

Vorteile und Nachteile von Reiseschecks

Vorteile

Nachteile

✓ Unbegrenzte Laufzeit
✓ Ersatz bei Verlust innerhalb von maximal 48 Stunden
✓ Teilweise direkte Bezahlung mit Reiseschecks mgl. (zum Beispiel in den USA)
✓ Keine persönlichen Daten außer Unterschrift notwendig
✓ Keine Bonitätsprüfung notwendig
✓ Kursbeständigkeit
✘ Keine Kaufmöglichkeit mehr in Deutschland
✘ Rückgang der Akzeptanzstellen in Europa und weltweit
✘ Schecks werden immer im Voraus gekauft, während Kreditkarten ein deutlich längeres Zahlungsziel aufweisen
✘ Beim Kauf sind Gebühren fällig
✘ Beim Einlösen werden erneut Gebühren erhoben
✘ Ersatzschecks bei Verlust sind gebührenpflichtig

 

Fazit und Fakten

Reiseschecks werden in Deutschland seit 2015 nicht mehr verkauft.

Wer noch im Besitz alter Reiseschecks ist, kann diese immer noch an einigen Akzeptanzstellen z. B. USA einlösen, sie besitzen unbegrenzte Gültigkeit.

Reist man in ein Land, welches noch Akzeptanzstellen besitzt, sind Reiseschecks ein sicheres Ersatzzahlungsmittel in der Reisekasse, denn sie sind versichert und werden bei Verlust oder Diebstahl sofort ersetzt.

Reiseschecks sind nicht übertragbar, die Einlösung ist an die Unterschrift beim Kauf der Schecks gebunden.

In der Bundesrepublik sind noch ca. 8 Millionen Menschen im Besitz alter Reiseschecks mit einem geschätzten Gesamtwert von über 6 Milliarden Euro.

Als Hauptzahlungsmittel für Reisen ins Ausland haben sich Kreditkarten etabliert. Spezielle Reisekreditkarten sind nicht nur ein sicheres, sondern – im Gegensatz zu Reiseschecks – ein günstiges Zahlungsmittel. So kann man weltweit gebührenfrei an autorisierten Automaten Geld in Landeswährung abheben.

 

Unser Tipp zum Schluss

Wer noch im Besitz von Reiseschecks ist, sollte diese unbedingt aufbewahren und wenn möglich zeitnah in einem Land einlösen, welches noch über Akzeptanzstellen verfügt oder bei Rücknahmestellen, z.B. Travelex zurückgeben. Auch alte Reiseschecks haben unbegrenzte Laufzeit. Fraglich ist, wie lange es überhaupt noch Akzeptanzstellen gibt. Denn auch alte Reiseschecks sind – Akzeptanzstellen vorausgesetzt – immer noch ein sicheres Ersatzzahlungsmittel in der Reisekasse!