
Der Klimawandel ist nicht mehr wegzuleugnen. Ereignisse wie Hochwasser, Dürrperioden, Tornados etc. sind nicht nur trauriger Alltag in der Medienlandschaft, sondern stellen die betroffenen Länder vor immer größer werdende Herausforderungen. Viele der besonders hart betroffenen Staaten sind begehrte Reiseländer, so ha auch der Klimawandel einen unmittelbaren Einfluss auf den Tourismus.
In diesem Artikel beleuchten wir die Probleme von Reiseländern durch den Klimawandel, die damit verbundene Änderung des Reiseverhaltens und wie die Touristikindustrie damit umgeht.
Was für Auswirkungen hat der Klimawandel?
Der dramatisch fortschreitende Wandel des Klimas unserer Erde hat vielseitige Gesichter. Tatsache ist, dass unaufhaltsam voranschreitet, trotz der Bemühungen einiger Staaten um Schadensbegrenzung. Der Klimawandel wirkt sich auch regional sehr differenziert aus. Die Wurzel allen Übels ist die globale Erwärmung unseres Planeten. Sie führ zu Extremwetterverhältnissen mit gravierenden Folgen. Hier die wichtigsten Eckdaten:
Überschwemmungen, Hochwasser, Gletscherschmelze
- Hochwasser ist grundsätzlich ein „normales“ Phänomen der Natur. Häufige Niederschläge oder die jährliche Schneeschmelze führen in exponierten Gegenden zu erhöhten Abflüssen, die sich in den Flüssen sammeln.
- Durch den Klimawandel werden allerdings Extremwetter wie Starkregen seit Jahren immer häufiger. Jüngstes Beispiel ist die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal.
- Die Folgen sind weitreichend: Menschen verlieren ihre Heimat, Natur und Wirtschaft erleiden enormen Schaden.
- Das Sterben der Gletscher – die Gletscherschmelze – ist ebenfalls ein eindeutiges alarmierendes Indiz für den permanenten, irreversiblen Anstieg der Temperatur.
- Der Anstieg der Meeresspiegel „verschluckt“ unzählige Inseln.
Hitze
- Spätesten seit den letzten Hitzesommern wissen wir: Der Klimawandel ist auch hierzulande hautnah zu spüren. Durch die Erderwärmung kommt es immer häufiger zu langanhaltenden Hitzeperioden ohne Niederschläge oder Abkühlung.
- Die Folgen sind Wasserknappheit, Austrocknung der Vegetation. Ernteeinbußen führen zu wirtschaftlichen Einbrüchen und Nahrungsmittelknappheit.
- Eine weitere Folge ist die gesundheitliche Belastung durch Hitzeperioden. Besonders alte und kranke Menschen leiden unter den ungewohnt hohen Temperaturen mit z.T. fatalen Folgen.
Dürre
- Als Folge der Erderwärmung und mangelndem Niederschlag sind Dürren weltweit immer verbreiteter mit weitreichenden folgen.
- Dürren bewirken nachhaltige und übergreifende Auswirkungen auf die Gesellschaft des betroffenen Staates. Landwirtschaft, Gesundheit und Energie leiden darunter.
- Ertragsminderung und Fruchtschädigung bewirken nicht nur wirtschaftliche Schäden, es entstehen Hungersnöte, Armut und Flüchtlingsströme in weniger betroffene Regionen.
Unwetter
- Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und extremen Unwetter wie Starkregen, Stürme und Gewitter. Vor allem zerstörende Hurricans haben uns in der nahen Vergangenheit deutlich vor Augen geführt, dass der Klimawandel weltweit zu spüren ist.
- Die Folgen sind fatal, Unzählige Opfer, ganze Landstriche werden unbewohnbar, viele Menschen obdachlos. Betroffene Regionen werden als Reiseländer unattraktiv.
Artensterben
- Der Klimawandel hat fatale, unabsehbare Folgen für Tier- und Pflanzenwelt.
- Laut einer Studie des WWF werden in Deutschland fast die Hälfte der Tier- und Pflanzenarten aus den weltweit bedeutendsten Naturregionen verschwinden, falls der Treibhausgasausstoß nicht drastisch reduziert werden wird. Weltweit sieht es nicht besser aus.
- Gründe sind die Zerstörung und Flächenverluste der natürlichen Lebensräume und Übernutzung, beispielsweisedurch Überfischung und unkontrolliertes Jagen.
Weitere folgen des Klimawandels
Eine Reihe weiterer Auswirkungen des globalen Klimawandels beschäftigen uns im Alltag, z.B.
- Die Abnahme von Schnee – allgemein und auf Skipisten
- Erhöhtes Allergierisiko
- Verstärktes Auftreten von Zecken uns Stechmücken
- Verstärktes Auftreten von Schädlingen (Landwirtschaft)
- Abnahme der Luftqualität
- Veränderung des Landschaftsbildes (Wälder statt Almen, Monokulturen etc.)
Welche Reiseländer besonders betroffen?
Der Klimawandel ist unbestreitbar überall auf diesem Planeten angekommen. Einige Staaten aber sind aufgrund verschiedener Parameter besonders betroffen. Darunter sind viele beliebte Reiseländer, welche dadurch zunehmend unattraktiver werden. Einige Beispiele:
Länder der Sahel Zone
- Die Länder der Sahelzone sind überdurchschnittlich stark vom Klimawandel betroffen.
- Der Grund dafür ist, dass die Temperaturen dort – bedingt durch den Klimawandel – eineinhalb Mal schneller steigen als im globalen Durchschnitt.
- Betroffen sind die Länder: Burkina Faso, Tschad, Eritrea, Gambia, Guinea-Bissau, Mali, Mauretanien, Niger, Senegal und Sudan.
Länder mit steigender Meeresspiegel
- Einige Länder sind durch einen Anstieg des Meeresspiegels sehr stark gefährdet.
- Dazu gehören u.a. Ägypten, Pakistan, Malediven, Indonesien und Thailand.
- Diese Länder haben zudem einen großen Anteil an Bevölkerung unter der Armutsgrenze und sind besonders auf den Tourismus angewiesen.
- Reduziert sich der Tourismus aufgrund des fortschreitendem Klimawandel, so droht die Armut noch größer zu werden, eine fatale Spirale.
Inseln auf Meereshöhe
- Bedingt durch Erderwärmung werden Inseln auf Meereshöhe immer häufiger von Sturmfluten heimgesucht. Je öfter starke Sturmfluten auf die Küste prallen, desto größer sind die Schäden auf den Inseln. Es werden große Mengen Sand immer schneller weggespült
- Auch deutsche Inseln sind betroffen, wie beispielsweise die Halligen, auch die Nordfriesischen Inseln und Ostfriesischen Inseln werden ständig kleiner undauf lange Zeit nicht mehr existieren.
Weltweite Risikogebiete
Der Klima-Risiko-Index (KRI) ermittelt, wie stark Länder von Wetterextremen betroffen sind. Untersucht werden die Zahl der Todesopfer und die direkten wirtschaftlichen Verluste
- Im Jahr 2019 waren die am stärksten von Extremwetter-Ereignissen betroffenen Länder Mosambik, Simbabwe, die Bahamas, Japan und Malawi.
Zwischen 2000 bis 2019 waren es die Länder Puerto Rico, Myanmar, Haiti, die Philippinen und Mosambik.
- Auslöser für die größten Schaden waren Stürme und deren unmittelbaren Auswirkungen (Niederschläge, Überschwemmungen, Erdrutsche etc.)
Fakt
- Deutschland steht im KRI Index an 18. Stelle.
- Bedingt durch Extremwetter-Ereignisse in den Jahren 2000 bis 2019 starben in der Bundesrepublik über 10.700 Menschen. Hitzewellen führen die Liste der Todesursachen an.
- Der wirtschaftlichen Schaden beziffert sich auf ca. 3,53 Milliarden Euro pro Jahr.
Wie interagieren Klimawandel und Reiseverhalten?
Der Klimawandel wirkt sich regional sehr unterschiedlich aus und stellt die Tourismuswirtschaft vor Herausforderungen. Fakt ist, der Tourismus wird durch den globalen Klimawandel nachhaltig beeinflusst.
- Viele Extremwetterereignisse sind trotz moderner technischer Möglichkeiten nicht oder sehr spät voraussehbar. Man kann sie nicht planen.
- Flexibilität ist gefragt – was in der Tourismusbranche nicht immer verwirklichbar ist.
- Es existieren Möglichkeiten, sich dem veränderten Klima anzupassen – doch viele dieser Optionen verursachen zusätzliche Kosten und schaffen nur kurzzeitige Lösungen.
Beispiel
- Durch die Erderwärmung und die damit verbundene Gletscherschmelze gibt es immer weniger Skigebiete, immer mehr Berge bleiben im Winter grün.
- Die Tourismusindustrie reagiert mit Schneekanonen uns Kunstschnee, um den Wintersportbetrieb aufrecht zu erhalten.
- Diese verursachen ihrerseits einen hohen CO2 Ausstoß und trägt zum Klimawandel bei, so beißt sich sprichwörtlich die Katz in den Schwanz.
Tourismus als Klimakiller
- Auch der Tourismus hat im Umkehrschluss Einfluss auf den Klimawandel. Reisen – speziell Flugreisen – bedeutet enormen Co2 Ausstoß, hinzu kommt die Verschmutzung von Stränden, die Verschwendung wertvoller Ressourcen durch die Touristen etc.
- Die Tourismusbranche ist schon jetzt für vier bis sechs Prozent der Treibhausgase verantwortlich. So ist auch die Tourismusindustrie im Zugzwang, ihren Teil zur Eindämmung des Problems beizutragen.
Aus den oben genannten Problematiken ergeben sich mögliche Strategien, um auf den Klimawandel und dessen Folgeerscheinungen adäquat zu reagieren:
Aktiver Klimaschutz
….beinhaltet Maßnahmen, welche dazu beitragen können, die klimaschädigenden Faktoren des Tourismus einzudämmen.
Die Klimawandelanpassung
…. bedeutet die Adaption an die Folgen des Klimawandels und bedeutet im Fall des Tourismus hauptsächlich die Neuausrichtung des touristischen Angebots im Hinblick auf die Erderwärmung und deren Folgen
Wie verändert der Klimawandel das Reiseverhalten?
Der Tourismus ist nicht nur für Deutschland ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Es existiert eine enge Verbindung zwischen Tourismus und Natur, dadurch sind touristische Aktivitäten sensibel für klimatische Veränderungen
- Stürme, Dürre, Waldbrände oder oder Schneemangel-wenn die Folgen des Klimawandels eine Touristenmetropole unattraktiv gemacht hat, bleiben die Urlauber fern.
- Die Welttourismusorganisation UNWTO geht durch das veränderte Reiseverhalten von großen wirtschaftlichen Einbrüchen in betroffenen Reiseländern aus,
- Sobald ein Reiseort durch Umweltschäden oder ein Extremwetterereignis unattraktiv geworden ist, muss man dort mit großen Arbeitsplatzverlusten und wirtschaftlichen Einbrüchen rechnen.
- Die Liste der beliebten Urlaubsziele befindet sich durch die Folgen des Klimawandels im ständigen Umbruch. So suchen beispielsweise Skifahrer bevorzugt die sehr hoch gelegenen, schneesicheren Gebiete aus zu Lasten der Orte, die bestenfalls mit Kunstschnee einen einigermaßen attraktiven Skiurlaub bieten können. Die Malediven – jarzehnelang einer der beliebtesten Urlaubsorte leiden an Algenbefall und werden dadurch weniger attraktiv.
- Touristen sind skeptisch: Findet an dem geliebten Urlaubsort einmal ein Extremwetterereignis statt, so hat dieser Ort erfahrungsgemäß „einen schlechten Ruf“ und wird jahrelang gemieden.
- Grundsätzlich suchen Urlauber immer mehr sichere Orte aus, die weniger vom Klimawandel betroffen sind und die Wahrscheinlichkeit von Extremwetterereignissen geringer ist
Klimasichere Reiseländer
Vorab: Vollständig klimasichere Urlaubsländer gibt es nicht, der Klimawandel ist längst zu einem globalen Problem geworden. Dennoch gibt es Staaten, die aufgrund ihrer geografischen Exposition oder auch ihrer Umweltpolitik weniger betroffen sind;
Der „Global Adaptation Index“ („GAIN-Index“)
- Einen Anhaltspunkt bietet. Diese Liste wurde von Forscher der University of Notre Dame im US-Bundesstaat Indiana erstellt.
- Aufgrund verschiedener klimarelevanten Faktoren prognostizieren sie, in welchen Staaten man bei fortschreitendem Klimawandel in der Zukunft noch am besten leben und auch Urlaub machen kann.
- Für die Vorhersagen der Wissenschaftler spielt nicht nur die Entwicklung der Temperatur eine Rolle. Zusätzlich beeinflussen die prognostizierte Lage von Bildung, Wasserversorgung und Infrastruktur das Ranking.
- Die BRD ist auf der Liste von 182 untersuchten Staaten mit Island, auf Platz 8 und steht somit ganz gut als Reiseland da.
- Österreich liegt auf Platz 7, Singnapur Platz 6. Trotz steigendem Meeresspiegel. Dies liegt daran, dass der Staat Milliarden Dollar in die Forschung und Eindämmung der Klimaschäden investiert.
Top Ten des GAIN Index
- Norwegen
- Finnland
- Schweiz
- Schweden
- Dänemark
- Singapur
- Österreich
- Deutschland/Island
- Neuseeland
- Der GAIN-Index bezieht sich vor allem auf die nahe Zukunft und ist einem ständigen Wandel unterworfen – je nach Wettergeschehen und nicht zuletzt ist entscheidend, wie viel die zuständige Regierung in den Klimaschutz investiert.
- So sind durchaus auch Länder, die z.Z. weiter unten gerankt sind, derzeit klimasichere und angenehme Reiseziele.
- Staaten, wie beispielweise Kroatien, Niederlande oder Italien sind begehrte und relativ klimasichere Orte für einen entspannten Urlaub. Bei großen Ländern wie z. B: USA gibt es sowohl gefährdete Regionen (z.B. Hurricans) als auch relativ sichere Bundesstaaten.
- Da Extremwetterereignisse schlecht voraussehbar sind, kannst Du als Urlauber nie ganz sicher sein, ein Restrisiko hierfür besteht immer und überall.
Wie kann sich der Tourismus an den Klimawandel anpassen?
- Um sich als Touristikindustrie an den Klimawandel anzupassen sind Kenntnisse über die zukünftig zu erwartenden klimatischen Verhältnisse unabdingbar.
- Es wird derzeit ein Klimainformationssystem in Form eines Online Tools entwickelt.
- Dieses Tool soll die Extremwetterereignisse und Klimaänderungen allgemein aus der Vergangenheit abbilden und per spezielle Algorithmen ein mögliches zukünftiges Klima in Tourismusregionen generieren.
- Viele Reiseanbieter konzentrieren sich immer mehr auf Reiseziele, die weniger vom Klimawandel betroffen sind. Länder, die unter extremen Hitzesommern leiden werden für die Nebensaison attraktiv.
- Bei Pauschalreisen in Ländern mit langen Hitze- und Dürrephasen ist umfassende Klimatisierung relevant, auch bei Besichtigungen und Ausflügen,
Fazit
- Tourismus und Klimawandel stehen in einem engen wechselseitigen Verhältnis zueinander.
- Die Touristikbranche ist sowohl Betroffener als auch Mitverursacher des Klimawandels und seinen weltweiten Folgen.
- In einem gewissen Rahmen kann sich der Tourismus an den Klimawandel anpassen, andererseits besteht eine Mitverantwortung bei der Eindämmung der Folgen des Klimawandels.
- Ein wichtigen Parameter hierbei sind die Urlauber, auch hier besteht bei jedem einzelnen eine Verantwortung unserem Klima gegenüber.
- Ein guter Ansatz ist nachhaltiges Reisen, welches seit einiger Zeit seitens der Touristikindustrie zunehmend angeboten wird
- Erfreulich ist das zunehmende Bewusstsein der Reisenden, immer mehr Urlauber versuchen auf Flugreisen zu verzichten und klimaschonend zu reisen.